Der schwarze und der weisse Kieselstein

Eine Übung mit JQuiz

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Der schwarze und der weisse Kieselstein

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Krösus ist ein reicher Mann geworden, Poverino ein armer Mann geblieben. So entstand die

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Situation, dass Poverino bei Krösus in Schulden geriet. Krösus empfängt Poverino im Park seines

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Hauses, spricht mit ihm über die Rückzahlung der Schulden, weiss selbstverständlich, dass

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Poverino zu diesem Zeitpunkt unmöglich zahlen kann. Im Gegenteil, er ist – auch durch den

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hohen Zins – noch mehr verarmt.

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Sie stehen auf dem Rasen, eingefasst von einem Weg, der übersät ist mit schwarzen und weissen

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Kieseln. Krösus kommt eine Idee. „Machen wir es so, Poverino“, sagt Krösus, „machen wir eine

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Wette um die Schulden.“ Er bückt sich, nimmt einige Kieselsteine vom Weg und beginnt zu

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erklären; dabei wirft er die Steine einzeln auf den Weg zurück. „Höre, ich nehme zwei

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Kieselsteine, einen schwarzen und einen weissen. Ziehst du einen schwarzen Kiesel, haben sich

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Schulden und Zinsen verdoppelt, du hast verloren! Ziehst du einen weissen Kiesel, sind deine

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Schulden erlassen, einschliesslich der Zinsen.“

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Krösus wartet auf Poverinos Reaktion.

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„Verstanden?

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Poverino bleibt nichts anderes übrig, als die Wette zu akzeptieren. Er fürchtet nicht nur Krösus’

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Zorn, sondern auch seinen Einfluss in der Gesellschaft.

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„Einverstanden!“

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Krösus nimmt einen Beutel aus der Tasche und bückt sich, um die beiden Kieselsteine

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aufzuheben. Aber statt des einen schwarzen und des einen weissen Steins nimmt er, ohne jede

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Anstrengung, den Tatbestand zu verheimlichen, zwei schwarze Kieselsteine und legt sie in den

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Beutel.

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„Wähle!“, fordert er Poverino auf.

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Natürlich hat Poverino gesehen, was Krösus getan hat. Er bietet ihm eine Wette an, bei der er

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nicht die geringste Chance besitzt. Aber wie kann ich, denkt er, diesen mächtigen Mann des

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Falschspiels beschuldigen, ohne in Schwierigkeiten zu geraten, die für einen einfachen Mann wie

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mich einfach unabsehbar sind?

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„Was ist?“, fragt Krösus und hält ihm den Beutel hin.

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Der Gedanke an die Bosheit von Krösus lässt ihn noch mehr zittern als die Verzweiflung, in

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weniger als einer Minute um das Doppelte aller Schulden und Zinsen ärmer geworden zu sein.

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Beim Herausnehmen des Steins zittert er so sehr, dass ihm der Stein entgleitet= und zu Boden fällt

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– auf den Weg mit lauter schwarzen und weissen Kieseln. Keiner der beiden Männer konnte

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sehen, wohin der Stein fiel.

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„Und jetzt?“, fragt Krösus. „Was jetzt?“

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Poverino reagiert rasch. „Wenn in diesem Beutel“, sagt er und deutet auf den Beutel in der Hand

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von Krösus, „wenn da ein schwarzer Stein ist, dann muss ich einen weissen gezogen haben.“

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Krösus tut so, als verstünde er nicht, schweigt, versucht etwas zu sagen, aber er spürt auch, dass

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er die Wette verloren hat.

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„Schauen wir“, sagt Poverino, aber Krösus winkt ab, steckt den Beutel samt Stein in die

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Jackentasche und nickt. Er lässt den kleinen Menschen Poverino nach draussen begleiten, ohne

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ihm die Hand gegeben zu haben, ohne jedes weitere Wort.

(nach Wolf Wondratschek)