Zentrale Aufnahmeprüfung 2010 für die Langgymnasien des Kantons Zürich
Textblatt für die Sprachprüfung
Die Ratsversammlung der Ratten
1 Ein Kater, der Rattenschreck genannt wurde, war der Schrecken aller Ratten der Stadt. So
2 ausgezeichnet verstand er sich aufs Anschleichen, Lauern und Zupacken, dass ihm eine Ratte nach
3 der anderen zum Opfer fiel. Diejenigen, die übrig geblieben waren, wagten sich nicht mehr aus den
4 Löchern hervor und fanden kaum noch Nahrung. Die Ratten waren verzweifelt. Wenn es
5 so weiterging, würde keine von ihnen überleben.
6 In einer Frühlingsnacht, als Rattenschreck sich verliebt auf den Dächern der Stadt herumtrieb und
7 einer Katzenschönheit nachstellte, versammelten sich alle Ratten, die noch am Leben waren, und
8 hielten in einem versteckten Winkel eine Ratsversammlung ab.
9 "Es gibt nur ein Mittel, uns zu retten", erklärte die älteste Ratte. "Wir müssen dem Kater ein
10 Halsband umlegen, an dem ein Glöckchen hängt. Sobald er sich anschleicht, wird uns das Geklingel
11 warnen, und wir können rechtzeitig fliehen."
12 Alle Ratten waren von diesem Vorschlag begeistert und nahmen ihn einstimmig an.
13 Wer aber sollte dem Kater das Halsband mit dem Glöckchen umhängen?
14 Da war's aus mit der Einigkeit.
15 Etliche Ratten riefen: "Viel zu gefährlich! Wir sind nicht so dumm und wagen uns in die
16 Nähe seiner Krallen und spitzen Zähne."
17 Andere meinten: "Nur der Beste, der Klügste, der Tüchtigste von uns kann ihm das Glöckchen
18 umhängen, wir selber sind leider zu ungeschickt."
19 Aber wer war der Beste, der Klügste, der Tüchtigste?
20 Keine der Ratten wollte es sein. Auf viele Worte folgte keine Tat. Nichts geschah! Die Ver-
21 sammlung der Ratten löste sich auf, so weise der Rat der alten Ratte auch gewesen war.
(nach Käthe Recheis)
Die Ratte
22 Ratten gehören zu den Nagetieren und sind mit
23 den Mäusen verwandt, die als wesentliches Kenn-
24 zeichen einen sehr langen Schwanz haben. Zusam-
25 men bilden diese Tiere die Familie der Echten Mäuse
26 oder Langschwanzmäuse.
27 In den letzten 600 Jahren hat sich die Wanderratte
28 von Asien aus über die ganze Erde ausgebrei-
29 tet. Sie und ihre Flöhe sind auch schuld an den grossen Pestepidemien des Mittelalters, denn die
30 Ratten haben die Krankheitserreger übertragen. Neben der Wanderratte gibt es in Europa noch die
31 Hausratte. Dieses Tier lebt ähnlich wie die Wanderratte und ist heute ebenfalls weltweit verbreitet.
32 In Mitteleuropa ist sie aber recht selten. Ihr Vorkommen beschränkt sich fast ganz auf die Seehäfen.
33 (Eckart Pott: Das grosse Ravensburger Tierlexikon von A-Z.)
Wanderratte
Grösse: Körper 18 bis
26 cm lang, Schwanz 15 bis 22 cm lang; Gewicht 140 bis 400 g.
Merkmale: Plumper Körper; Schwanz etwas kürzer als der übrige Körper;
Fell grau braun, Unterseite heller als Oberseite.
Ernährung: Allesfresser; bevorzugt Sämereien, frisst aber auch Früchte, Vogeleier, Abfälle und Aas; geht den ganzen Tag über auf Nahrungssuche.